Ferber am Freitag Der alte Mann und die Couch


Thomas Gottschalk hat am 25. November 2023 seine letzte „Wetten, dass...“-Sendung moderiert. Gedanken zum Abschied und einer Show, die einst die Fernsehnation begeisterte.
Gehörten Sie auch zu den über zwölf Millionen Menschen, die am vergangenen Sonnabend die letzte „Wetten, dass...?“-Sendung mit Thomas Gottschalk nach 36 Jahren gesehen haben? Ich gebe zu, ich habe nicht über die volle Distanz durchgehalten. Zu verlockend war das muntere Scheibenschießen bei der Sender-Konkurrenz zwischen Fortuna Düsseldorf und Schalke 04. Die Zweitliga-Partie endete 5:3, aber das nur nebenbei.
Nun ist er also weg von der Mattscheibe, der Tommy. Ok, stimmt nicht ganz. Am 2. Dezember ist er schon wieder da. Beim RTL moderiert der 73-Jährige „Disney 100 – Die große Jubiläumsshow“. Grüße an Dagobert, Donald und die Panzerknacker. Aber zurück zu „Wetten, dass...“, dem ehemaligen Flaggschiff der deutschen Fernseh-Unterhaltung. Das segelte bei hohem Quotengang in einer Zeit, als der Sonnabendabend vor der Glotze noch gemeinsamer familiärer Pflichttermin war. Wo sich alle, von den Großeltern bis zum Urenkel, vor dem TV-Lagerfeuer versammelten, um zu sehen, welche Weltstars diesmal auf dem Sofa Platz nehmen – und nicht lange bleiben können, weil sie zum Flieger müssen – und welche Absurditäten sich die Kandidaten wieder ausgedacht haben. Natürlich habe auch ich mich schon gefragt, mit welcher Wette ich angetreten wäre. Ich könnte zum Beispiel zehn Til-Schweiger-Filme am Genuschel erkennen. Oder zehn Zitate von Uli Hoeneß seinem Puls und dem Errötungsgrad seines Kopfes zuordnen.
Abtransport auf dem Bagger mit „Supernase“ Mike Krüger
Apropos Promis. Diesmal bekam es Thomas Gottschalk auf seiner Couch ja neben Cher und Helene Fischer unter anderem mit Rapperin Shirin David zu tun. Die Diskussion der beiden über Feminismus und Influencer, gewann – so ein Blick aufs Echo im Netz – offenbar die 28-Jährige. Oder wie es ein User kommentierte: „Der Alte muss wirklich in Pension.“ Gottschalk ist halt (ver)alte(rte) Schule, oberflächlichen Witz und seichtes Gesabbel wirst du in dem Alter wohl nicht mehr los. Möglicherweise ist man da schon froh, wenn man seine Gäste einwandfrei auseinanderhalten und ihre Namen fehlerfrei aussprechen kann. Wie bei Bastian Schweigsteiger und Matthias Schweinhöfer. Oder so ähnlich.
Am Ende seiner 154. Sendung wurde Gottschalk mit einem Bagger aus der Offenburger Halle gefahren – begleitet von der anderen „Supernase“ Mike Krüger, einem langjährigen Weggefährten. Man muss Gottschalk und seine Art nicht mögen, ein Feingeist war er sicher nie. Aber mit „Wetten, dass...“ hat er, genau wie Show-Erfinder Frank Elstner, ein Stück deutsche TV-Geschichte geschrieben.Dieses Eiland war Neuland
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