Open-Air-Event Bosse begeistert bei den Beach Days Borkum


Sänger Bosse stand am Freitagabend bei den Beach Days Borkum auf der Bühne. Zeitweise hatte er dort auch Verstärkung von der Insel.
Borkum - Ein neuer Hit? Klingt eher nach „Go West Kreisliga“. Die Begeisterung seines Produzenten hielt sich in Grenzen, als er ihm sein Lied „Ein Traum“ vorgespielt habe, berichtete Sänger Bosse bei den Beach Days Borkum am Freitagabend in einer Song-Pause. Dass die Nummer am Ende doch Ohrwurm-Potenzial erreichte, war wohl vor allem der Unterstützung durch einen Chor zu verdanken. Auf so einen konnte der 43-Jährige auch bei seinem Auftritt auf der Insel bauen. De Fielapper (der Schmetterling), bestehend aus Borkumerinnen und Borkumern, hatte sich extra für „Ein Traum“ zusammengefunden und verstärkte Bosse und seine Band on stage – und das gleich zweimal. Klar, dass die Eskalationsstufe im Publikum bei beiden Performances besonders hoch war.
Auch sonst herrschte vor der Open-Air-Bühne und auf den drei Tribünen – das Gesamtfassungsvermögen liegt bei rund 2500 Zuschauerinnen und Zuschauern – beste Stimmung. Während Bosse noch backstage plauschte, machte Sängerin Bowie den Anfang. Sie gehört ebenfalls zur Bosse-Formation, trat später am Keyboard auf. Trotz geschientem Bein (Kreuzbandriss) und eines wenige Monate alten Babys – „mein Top habe ich vor der Schwangerschaft gekauft“, scherzte die junge Künstlerin – war bei ihr von Beeinträchtigung nichts zu spüren. Ihre Songs seien „entwaffnend ehrlich, alles Geschichten aus dem eigenen Leben, nichts beschönigt, nichts ausgespart oder hinzugedichtet, alles selbst erlebt, sie singt ohne Blatt vor dem Mund“, heißt es in der Ankündigung vom Veranstalter, der Nordseeheilbad Borkum GmbH. Bowie appellierte an den Zusammenhalt in der Gesellschaft, in einer Zeit, in der über Dinge wie Streumunition geredet werde.

Bosse sprach lieber über anderes. Über seine Herkunft vom Dorf zum Beispiel, „wo stets gesoffen wird, wenn jemand geboren wird oder jemand stirbt“. Wo einige früh nach Rechts abbogen, während er mit elf Jahren schon „Haare bis zum Arsch“ gehabt habe und später mit dem Mofa allein durch die Gegend „geömmelt“ sei. Die erste große Liebe, der erste Herzschmerz – Inspiration für seinen späteren Hit „Schönste Zeit“. Nicht nur hier zeigte sich das Borkumer Publikum textsicher. Auch bei „Frankfurt Oder“ (ohne Duett-Partnerin Anna Loos), „So oder so“, „Hallo Hometown“ oder „Der letzte Tanz“ gab es lautstarke Unterstützung. Auch auf den drei Tribünen hielt es da etliche nicht mehr auf ihren Sitzplätzen. Bosse selbst – wie im Interview mit der Borkumer Zeitung kürzlich vorausgesagt – setzt in Sachen Tanzen ja ohnehin auf Freestyle.
Vor seinem rund zweistündigen Konzert (inklusive Zugaben und Geburtstagständchen für eine Zuschauerin) bei wenig sommerlichen Temperaturen, scheute der 43-Jährige übrigens nicht davor zurück, ein Wellenbad in der Nordsee zu nehmen, wie auf Instagram zu sehen ist – musikalisch passend untermalt mit seiner neuesten Single „Salzwasser“. Apropos Instagram. Dort ist auf dem offiziellen Kanal des Künstlers außerdem zu lesen: „So heftig viele tolle Leute auf Borkum. Und so ein schöner Chor! 1000 Dank.“ Dem ist nichts hinzuzufügen – bis auf den Wunsch von Bosse, dass sich De Fielapper nicht wieder auflöst.