Pandemie
Jugendherbergen leiden unter Gäste-Minus

Die Jugendherbergen in Deutschland haben durch die Corona-Krise viele Gäste verloren. Vor allem das Fehlen einer bestimmten Gruppe macht sich auf Borkum bemerkbar.
Borkum - Die Jugendherbergen in Deutschland haben im Corona-Jahr teilweise einen rasanten Wandel erlebt – und viele Gäste verloren. Im Jahr 2019 konnten nach einer Mitteilung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) noch rund zehn Millionen Übernachtungen in den DJH-Häusern erreicht werden, 2020 waren es nur noch etwas mehr als 3,6 Millionen – ein Rückgang von 63 Prozent. Besonders schwer wiegt laut DJH der fast gänzliche Wegfall von Klassenfahrten und anderen Gruppenaufenthalten, welche bisher die größten Gästegruppen stellten.
Das hat sich auch auf Borkum deutlich gezeigt: „Im ersten Halbjahr haben uns vor allem die Stornierungen von Schulklassen aus Nordrhein-Westfalen voll erwischt“, sagt Petra Bötcher, Hausleitung der Jugendherberge Borkum. Und auch in diesem Jahr ist die Situation ähnlich. „Vor den Sommerferien haben wir keine Buchungen von Schulklassen oder anderen Gruppen“, so Bötcher. „Wir hoffen sehr, dass mit Beginn des neuen Schuljahres wieder Klassenfahrten stattfinden können. Ansonsten haben wir ein weit ernsteres Problem, als bislang.“
Viele andere Nutzungsmöglichkeiten
Etliche Jugendherbergen wurden zwischenzeitlich anders genutzt, teilweise werden sie das immer noch. So werden in zwei Häusern derzeit Menschen gegen Corona geimpft: im Kreis Cloppenburg an der Thülsfelder Talsperre sowie an der Küste im Kreis Wittmund in Esens. Zunächst war nur geplant, diese beiden Häuser bis Ende Juni als Impfzentren zu nutzen – inzwischen zeichnet sich aber ab, dass sie bis zum Ende der Impfkampagne als regionale Impfzentren weiterbetrieben werden sollen.
Die Herberge in Oldenburg, eine der neuesten und modernsten Jugendherbergen in Niedersachsen, wurde im Laufe des Jahres auch für Prüfungen von Jurastudierenden genutzt, berichtete die Sprecherin des DJH-Landesverbands Unterweser-Ems, Gesa Hauschild. In Norddeich gab es eine Anfrage, Gerichtsverhandlungen in der Jugendherberge abzuhalten – dazu sei es aber letztlich doch nicht gekommen, sagte die Sprecherin. Und in Leer werden derzeit Soldaten in der Jugendherberge untergebracht, die dem Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Corona-Kontakten helfen.
Auf Borkum haben sich solche Möglichkeiten der alternativen Nutzung nicht ergeben, sagt Petra Bötcher. „Wir hätten gerne wieder akut Flüchtlinge aufgenommen oder uns anders eingebracht, aber dafür gab es keine Nachfrage“, so Bötcher.