Kurzinterview zur Pressefreiheit ARD-Journalist Olaf Sundermeyer zu Gast in Emden

Claus Hock
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Von Claus Hock
| 30.09.2024 13:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Ein Fotograf trägt am Rande einer Demonstration ein T-Shirt mit einem Slogan für die Pressefreiheit. DPA-Symbolbild: Berg
Ein Fotograf trägt am Rande einer Demonstration ein T-Shirt mit einem Slogan für die Pressefreiheit. DPA-Symbolbild: Berg
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ARD-Investigativjournalist Olaf Sundermeyer spricht in Emden über Bedrohungen der Pressefreiheit. Anmeldungen sind noch möglich.

Emden/Ostfriesland - Das Thema Pressefreiheit wird oft vor allem im Zusammenhang mit dem Ausland diskutiert. Doch die Bedingungen, unter denen Journalisten arbeiten, haben sich in den vergangenen Jahren auch hier vor Ort verändert: Strukturelle Medienfeindlichkeit hat sich deutlich spürbar organisiert.

Was das für den Arbeitsalltag von Journalisten, die zum Beispiel von Demonstrationen berichten, bedeutet– darüber wird an diesem Dienstag, 1. Oktober 2024, der ARD-Investigativjournalist beim RBB Olaf Sundermeyer an der VHS in Emden sprechen. Leitfragen des Vortrages werden unter anderem sein: Was sind die Merkmale der komplexen Situation, in der wir uns heute befinden und wie ist es dazu gekommen? Was wäre jetzt zum Schutz der Demokratie geboten? Was können Bürgerinnen und Bürger vor Ort tun, um die Pressefreiheit zu schützen?

Drei Fragen an Olaf Sundermeyer

Olaf Sundermeyer arbeitet als ARD-Investigativjournalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sowie als Autor von Fernsehdokumentationen und Büchern. Foto: privat
Olaf Sundermeyer arbeitet als ARD-Investigativjournalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sowie als Autor von Fernsehdokumentationen und Büchern. Foto: privat
Im Vorfeld hat uns Sundermeyer drei Fragen beantwortet.

Herr Sundermeyer, Deutschland hat es seit 2003 das erste Mal wieder in die Top 10 des Pressefreiheit-Rankings von Reporter ohne Grenzen geschafft. Ein Grund zum Feiern?

Olaf Sundermeyer: Ich feiere unseren demokratischen Rechtsstaat jeden Tag: Auch weil wir Journalisten hier in Deutschland wegen unserer Arbeit nicht um unsere persönliche Freiheit oder gar um unser Leben fürchten müssen, wie Kollegen in Russland oder in Mexiko. Aber auch bei uns gerät die Pressefreiheit zunehmend unter Druck, durch die wachsende Medienfeindlichkeit in Teilen der Bevölkerung, die vor allem durch Extremisten jeglicher Art strategisch betrieben wird.

Die Pressefreiheit in Deutschland ist dennoch bedroht: Gibt es neue Akteure oder Mechanismen, die besonders besorgniserregend sind?

Sundermeyer: Allen voran durch die in ihrem Wesen rechtsextreme AfD und ihren außerparlamentarischen Bündnisgenossen von Pegida über Querdenken bis zu den radikalen Teilen der Bauernproteste aus diesem Jahr. Durch diese Verbindung einer starken parlamentarischen Kraft mit radikalen Straßenprotesten und den parallel stattgefundenen Radikalisierungstendenzen im Netz wurde die Medienfeindlichkeit in den vergangenen zehn Jahren Stück für Stück gesellschaftsfähig. Dieser Trend weitet sich aktuell aus, wird mit jedem Wahlerfolg der AfD größer, wie bei den diesjährigen Wahlen im Osten, die in dem Ranking von Reporter ohne Grenzen noch nicht berücksichtigt worden sind. Die größte Bedrohung sehe ich durch so genannte alternative Medien, über die Fake News verbreitet werden, in denen ungehemmt gehetzt wird, Menschen, vor allem Politiker, Journalisten oder Wissenschaftler angefeindet und als vogelfrei erklärt werden. Dieses Phänomen greift auch in anderen politischen Spektren, aktuell etwa bei der pro-palästinensischen Bewegung, wo die sozialen Medien unmittelbar wirken, durch Bedrohungen und Angriffe gegen Politiker und Journalisten.

Kann die Zivilgesellschaft etwas tun, um die Pressefreiheit zu schützen?

Sundermeyer: Ja! Indem sie sich auch weiterhin über etablierte, seriöse Medien wie Zeitungen oder öffentlich-rechtliches Fernsehen und Hörfunk informiert, uns Journalisten Vertrauen schenkt, mit Anstand begegnet und berechtigte Kritik an Berichterstattung sachlich vorträgt: Im Netz, als Leserbrief, Zuschauerpost oder in persönlichen Gesprächen. Außerdem sollte jedermann widersprechen, wenn gegen Menschen gehetzt wird und sich von keinerlei Hysterie anstecken lassen, damit sich die Spirale der Aufregung in dieser polarisierten Zeit nicht weiter dreht-

Olaf Sundermeyer arbeitet als ARD-Investigativjournalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sowie als Autor von Fernsehdokumentationen und Büchern. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. politischer Extremismus und Protestbewegungen. Der Vortragsabend an der VHS Emden (Kurs-Nummer: 2425112) trägt den Titel: „Pressefreiheit – Was sind gegenwärtig ihre größten Bedrohungen?“ Los geht es am 1. Oktober pünktlich um 18.30 Uhr im Forum der VHS. Die Teilnahme ist kostenlos, es ist allerdings eine Anmeldung über vhs-emden.de oder unter Telefon 04921/91550 notwendig. Durch den Abend führt Claus Hock, Redakteur der Ostfriesen-Zeitung.

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