Nach Carport-Brand in Jennelt Selbst löschen oder Profis rufen? Tipps von der Feuerwehr

Lotta Groenendaal
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Von Lotta Groenendaal
| 06.08.2024 10:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Hecke in Vollbrand: Hier sollten spätestens die Profis zu Hilfe gerufen werden. Foto: Feuerwehr
Hecke in Vollbrand: Hier sollten spätestens die Profis zu Hilfe gerufen werden. Foto: Feuerwehr
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Schnelles Eingreifen kann bei einem Feuer das Schlimmste verhindern. Aber ist es sinnvoll, selbst zum Wassereimer zu greifen? Das empfiehlt die Feuerwehr in der Krummhörn.

Krummhörn - In Jennelt hat vor ein paar Tagen das beherzte Eingreifen von Nachbarn verhindert, dass ein Carport-Feuer auf ein angrenzendes Wohngebäude übergriff und noch weiteren Schaden anrichtete.

Aber wann kann man selbst zum Feuerlöscher greifen und wann sollte man die Brandbekämpfung doch den Profis überlassen? Wir haben bei Kilian Peters, Feuerwehrsprecher der Krummhörn, nachgefragt.

Immer die Feuerwehr alarmieren

Das Wichtigste vorweg: Wer einen Brand feststellt, sollte grundsätzlich immer die Feuerwehr alarmieren, so Peters. „Die Feuerwehr ist dann auch sehr schnell vor Ort.“ Gleichzeitig könne Peters aber auch verstehen, dass Menschen, die in ihrem Eigenheim ein Feuer feststellen, am liebsten sofort handeln wollen, um das Schlimmste zu vermeiden. „Es ist natürlich auch so, dass jeder Betroffene sehr ambitioniert ist, sein Hab und Gut zu schützen“, sagt er.

Und wie der jüngste Fall des Carport-Brandes in Jennelt gezeigt hat, kann beherztes Eingreifen der Anwohnenden durchaus Schlimmeres verhindern. Die Nachbarn hatten bei dem Feuer am 29. Juli 2024 selbst zum Feuerlöscher gegriffen und konnten die Flammen so eindämmen und bekämpfen. Auch zwei Autos brachten sie in Sicherheit.

Löschmaßnahmen lieber draußen durchführen

Ein solches Vorgehen sei grundsätzlich auch erstmal in Ordnung, so Peters. „Ganz am Anfang, bei einem Entstehungsbrand, ist es schon eine Option, auch mal selber einzugreifen und Löschmaßnahmen vorzunehmen.“ Aktuelle Fälle von eigenen Löschaktionen wie der in Jennelt hätten durchaus gezeigt, dass Brände durch schnelles Eingreifen eingedämmt werden können.

Besonders bei Bränden, die draußen ausbrechen, gibt es Möglichkeiten, schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr einzuschreiten. „Da liegt dann vielleicht auch mal der Gartenschlauch, den man schnell zur Brandbekämpfung nutzen kann“, sagt Peters. Der Vorteil bei einer solchen Löschaktion im Freien ist, dass auf diese Weise eine sichere Entfernung zum Brandherd gewahrt werden kann. Außerdem verflüchtigen sich die entstehenden gefährlichen Rauchgase schneller als in Innenräumen.

Selbstschutz hat oberste Priorität

Aber eingreifen sollte man natürlich nur dann, wenn man sich selbst dabei nicht in Gefahr bringt. „Der Selbstschutz hat die oberste Priorität“, betont Peters. „Man sollte nur Sachen machen, die einem selbst nicht schaden.“ Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, in einer solchen Außnahmesituation richtig einzuschätzen, inwiefern man den Brand selbst löschen kann oder sich stattdessen eher in Gefahr bringt. „Es brennt, man steht unter Adrenalin und dann muss man auch noch einordnen, wie groß die Gefahr des Feuers ist“, sagt Peters.

So könne es beispielsweise Situationen geben, in denen nur ein kleines Stück der Tischdecke brennt und man den Eindruck bekommt, dass man den Brand eben selbst mit etwas Wasser löschen kann, erklärt Peters. „Aber dann kann es ganz schnell gehen und plötzlich greifen die Flammen auf die Gardinen in der Nähe über.“ So kann auch aus einem harmlos erscheinenden Feuer ein verheerendes Brandereignis werden.

„Wir kommen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“

Und dann gibt es nur noch eine Lösung: „Sobald man merkt, es wird nichts mit dem Selberlöschen, muss man raus“, so Peters. Etwas, was man in einer solchen Situation unter keinen Umständen machen sollte, ist wieder in brennende oder verrauchte Häuser zurückzulaufen. Davon rät Peters nicht nur wegen der Gefahr durch die Rauchgase ab, sondern auch, weil Gebäudeteile durch den Brand instabil werden könnten. „Da kann es zum Beispiel passieren, dass etwas einstürzt oder dass Dachziegel runterkommen.“

Wer es unter Einhalten eines großen Sicherheitsabstandes doch probiert, einen kleinen Brand selbst zu löschen, für den hat Peters auch ein paar Tipps: „Beim Löschen des Feuers bitte immer in Fluchtrichtung stehen!“ Falls es dann nämlich doch nicht klappen sollte mit dem Selbstlöschen, sei es ganz wichtig, sich aus dem Gebäude zu entfernen. „Und dann wäre es natürlich schlecht, wenn das Feuer zwischen einem selbst und dem Fluchtweg steht.“ Außerdem sei es sowieso nie verkehrt, einen Feuerlöscher zur Hand zu haben, auch zu Hause.

Der erste Schritt nach Entdeckung eines Feuers sollte dennoch der Griff zum Telefon und der Anruf bei der Feuerwehr sein. Selbst bei einem eigens gelöschten Feuer. So kann es beispielsweise auch bei einem Kabelbrand, der von Anwohnern selbst gelöscht werden konnte, ratsam sein, trotzdem nochmal bei der Feuerwehr anzurufen. „Die Feuerwehr schaut sich das an und kann dann einschätzen, ob noch irgendwas getan werden muss“, so Peters. „Wir kommen im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“

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