Grilltrends Grillsaison in Ostfriesland – was ist in, was ist out?
Bratwürste auf dem Kohlegrill hin- und herrollen – das gibt‘s sicher immer noch; aber gegrillt wird heute eigentlich ganz anders. Wie, weiß Oliver Specht aus Reepsholt.
Reepsholt - Ein Besuch bei Specht in Reepsholt ist wie eine Lehrstunde im Männerparadies. Betritt man das Geschäft an der Hauptstraße, fallen einem sogleich die vielen schwarz glänzenden, nagelneuen Grills ins Auge. Ach was, Grills, hier handelt es sich um wahre Hightech-Geräte, die ihrem Besitzer das Essen quasi ohne eigenes Zutun zubereiten können. Also fast. Große Geräte mit digitalen Displays funkeln vor sich hin. Mittendrin funkelt sogar ein kleiner, runder Kohlegrill wie eine richtige Discokugel.
„Das ist nur ein Ausstellungsstück“, erklärt Oliver Specht bei einem Besuch in seinem Laden. Eine Kollegin habe den Grill mal für eine Messe präpariert. Und weil sie so nett aussieht und gute Laune verbreitet, steht die kleine Glitzerkugel auch heute noch zwischen ihren großen schwarzen Brüdern im Laden von Specht. Das Geschäft in Reepsholt führt seit vielen Jahren eher hochpreisige Markengrills, genau genommen nur eine einzige Marke. Das hat laut Specht mit den Vorgaben des Herstellers selbst zu tun. Der 24-Jährige kann nicht nur reden wie ein echter Verkäufer, er weiß auch wirklich viel über das, was sich in der Grillszene so tut. Also in der Grillszene jenseits des Baumarkt-Grills für 50 Euro. Wir wollen von Specht wissen, was in ist und was out.
Die Digitalisierung
Die Digitalisierung hat längst Einzug gehalten. Als Erstes zückt Oliver Specht sein Handy und ruft die App seines Grillherstellers auf. Damit, sagt er, lässt sich alles zubereiten – auch von Leuten, die bisher wenig Erfahrung haben. „Pulled Pork ist nicht gerade einfach zu machen“, nennt er ein Beispiel. „Es soll ja möglichst weich auseinanderfallen, und um dieses Ergebnis zu erzielen, bedarf es schon einer gewissen Menge an Grill-Know-how.“ Oder einer guten App, die einen Schritt für Schritt durchlotst, und zwar abgestimmt auf den eigenen Grill; und nicht auf irgendeinen Ofen.
Wie bekommt man ein gutes Stück Fleisch also ohne Grill-Know-how gerade richtig hin? Ein mit dem Grill verbundenes Thermometer wird ins Fleisch gesteckt, die Temperatur per Bluetooth aufs Handy übertragen und das sagt einem dann auch, wann die richtige Kerntemperatur erreicht ist. Je nach Gericht meldet es sich vielleicht auch zwischendurch und regt an, das Fleisch mal umzudrehen. Aber kommt so viel Hightech bei den Ostfriesen überhaupt an? Eher weniger, sagt Specht, die Ostfriesen seien da recht konservativ. Aber solche Hightech-Grills fänden durchaus ihre Käufer.
Kohle, Gas, Pellets
„Das ist seit letztem Jahr ein Trend, dass man Grills mit Pellets heizen kann“, sagt der junge Grillexperte. Das seien kleine Stifte aus Pressspanholz. „Das ist Naturbrandmaterial, was dem Fleisch noch wieder ein anderes Aroma verleiht“, sagt Specht. Übrigens gibt es diese Pellets auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Aus Apfelbaumholz etwa, oder aus Kirschbaumholz.
Ihr Vorteil gegenüber der Kohle? Pellets können besser dosiert werden. Sie können sogar vom Grill selbst dosiert werden, also während des laufenden Grillvorgangs nachgeschüttet werden. Diese Grills, sagt Specht, können bis zu zehn Stunden am Stück laufen, weil sie immer wieder Pellets nachschütten.
Fleisch und Gemüse
Und jenseits von Steak, Bratwurst und Pulled Pork? „Das ist im Moment auch ein großer Trend“, sagt Specht, „dass die Leute Baguette, Ofenkartoffel, Grillgemüse und Grillkäse auf den Grill legen.“ Auch Muffins, Popcorn oder Kuchen könnten auf dem Grill gegart werden.
Der Experte verweist dabei auch auf einen Trend, der aus den USA herübergeschwappt sei, die sogenannte Plancha. Das ist eine ziemlich schwere gusseiserne Platte, ganz ohne Löcher oder Rost. Sie kann in den Grill eingepasst werden und funktioniert wie eine Art Pfanne oder eben Backblech und kann Temperaturen von 300 Grad aushalten.
Was out ist
Was out ist? Da muss der 24-Jährige nicht lange nachdenken: „Kohle. Klingt absurd, aber Kohle ist ein Grilltrend, der nur noch bei denen aktiv genutzt wird, die das lieben und schätzen.“ Der Standard-Griller verwende keine Kohle mehr, der nutze Gas. Vor zehn Jahren sei das Grillen mit Gas noch belächelt worden. Das habe sich geändert. Mittlerweile sei der Kohlegrill vielen doch zu umständlich, das mühsame Anzünden, das Anheizen, und dann die lästige Asche.
Specht schränkt aber auch ein, dass er diese Erfahrung in seinem Laden mache. Also bei den teureren Geräten. Im Baumarkt sehe das schon wieder anders aus, da würden auch Holzkohlegrills gekauft, da sie günstiger seien. Dennoch: „Der allgemeine Markttrend ist schon so: Gasgrill ist der Standard für alles, Holzkohle nur noch für die, die das wirklich mögen oder eben ein günstiges Gerät wollen.“