Ferber am Freitag Wenn die Kippa nicht halten will

| 07.06.2024 06:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Budapest ist eine Reise wert – aber Obacht beim Synagogen-Besuch. Ein Erlebnisbericht aus Ungarns Hauptstadt.

Üdvözöljük! Wer gerade glaubt, ich hätte die Kontrolle über meine Computer-Tastatur verloren, irrt. Seit meinem Städtetrip nach Budapest versuche ich, ein paar Brocken Ungarisch zu behalten. Vergeblich. Nicht mal „Herzlich willkommen!“ kann ich mir merken. Dabei dachte ich bisher, Klingonisch und Isländisch wären kompliziert.

Die Sprachbarriere soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Budapest absolut eine Reise wert ist – und mehr zu bieten hat als Gulasch, Paprikapulver und einen EU-kritischen, wenig pflegeleichten Ministerpräsidenten. Zum Beispiel die mit fast 3000 Sitzplätzen größte Synagoge Europas. Für umgerechnet rund 30 Euro kann man sie besichtigen, Führungen gibt es mehrsprachig. Männliche Besucher bekommen eine Kippa aus Pappe und werden gebeten, diese zu tragen. Leichter gesagt als getan, wenn man wie ich vor Reiseantritt beim Frisör war und sich die Haare kurz rasieren ließ. Kurzum: Das Ding wollte einfach nicht auf meinem Kopf sitzenbleiben, fiel dauernd herunter. Vielleicht war das eine vorweggenommene Strafe für meinen späteren Verstoß gegen den Koscher-Kodex, als ich besagte Kippa zusammen mit einer Salami aus Schweinefleisch – ein Mitbringsel für meinen Vater – im Rucksack transportierte.

Ein Muss: Besuch im Széchenyi-Heilbad

Falls es Sie einmal nach Budapest verschlagen sollte, seien Ihnen zwei Dinge besonders ans Herz gelegt. Zum einen eine Schifffahrt auf der Donau im Dunkeln. Die Illumination von Burg und Parlamentsgebäude muss man gesehen haben. Mehr „Instagrammability“ geht kaum. Da nimmt man den Smartphone-Kampf um die Lufthoheit auf dem Oberdeck gern in Kauf.

Und dann das Széchenyi-Heilbad, das größte seiner Art auf dem Kontinent. Eine imposante Anlage mit Außen- und Innenbecken, Dampfkabine und diversen Saunen. Hier schwitzt Geschichte aus allen Ecken und Poren. Bei knapp 90 Grad zusammen braten, schweißt Generationen und Nationalitäten zusammen. In die Phönixsauna habe ich mich allerdings nicht getraut. Dort gab es zwar keinen Asche-Aufguss, dafür war die Hitzeparty für Nackedeis reserviert.

Kulinarischer Tipp: Lángos

Zum Abschluss ein kleiner kulinarischer Tipp: Lángos. Das ungarische Fladenbrot wird mit verschiedenen Zutaten belegt serviert. Ich habe mich für eine Variante mit Raspelkäse und Sour Cream entschieden. Für jemanden wie mich mit Laktose- und Gluten-Sensibilität eigentlich das reinste Abführmittel. Aber mein Magen machte mir keinen Strich durch die Rechnung – wäre auf der Donaufahrt auch zu ärgerlich gewesen.

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