Spender gesucht Dornumer sammeln Geschenke für die Armen

Michael Hillebrand
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Von Michael Hillebrand
| 10.12.2023 09:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Weihnachten ohne Geschenke kann sich kaum jemand vorstellen. Doch wo das Geld knapp ist, können Wünsche oft nicht erfüllt werden. Bei „Leib und Seele“ - ein tafelähnliches Angebot in der Gemeinde Dornum - werden aktuell auch Weihnachtsgeschenke für Bedürftige gesammelt. Symbolbild: Pixabay
Weihnachten ohne Geschenke kann sich kaum jemand vorstellen. Doch wo das Geld knapp ist, können Wünsche oft nicht erfüllt werden. Bei „Leib und Seele“ - ein tafelähnliches Angebot in der Gemeinde Dornum - werden aktuell auch Weihnachtsgeschenke für Bedürftige gesammelt. Symbolbild: Pixabay
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Wer armen Menschen vor Ort eine Freude machen will, kann Weihnachtsgeschenke in Dornum abgeben. Sozialverbände erklären, wie wichtig Aktionen wie diese gerade jetzt sind.

Schwittersum - Süßigkeiten, Spielsachen und mehr für die sechs und neun Jahre alten Kinder, Haushalts- und Hygieneartikel für die Mutter. „Ich habe gar nicht mit so schönen Sachen gerechnet“, sagt die Alleinerziehende aus Dornum und freut sich über die Geschenke, die die Familie in den Vorjahren vor ihrem kleinen Weihnachtsbaum öffnen konnte. Die Gaben stammten von Spendern einer Weihnachtspäckchen-Aktion im Ortsteil Schwittersum. Auch jetzt sind die Vorbereitungen dafür wieder in vollem Gange, von denen - wie in jedem Jahr - die Kunden von „Leib und Seele“ profitieren sollen. Das ist ein tafel-ähnliches Angebot in der früheren Gaststätte „Windstärke 12“, das von Gerhard Rosenboom aus Westeraccum ins Leben gerufen wurden.

80 Haushalte sind registriert

Für die Päckchenaktion zuständig sind allerdings Anke Alfert sowie Familie Koskowski (Spitzname: „die Kossis“), erklärt Alfert im Gespräch mit unserer Zeitung. In diesem Jahr kann man noch bis zum 17. Dezember Sachspenden bei ihr abgeben, die dann in einen großen Bulli der Koskowskis geladen und am Folgetag während der „Leib und Seele“-Ausgabe verteilt werden, sagt Alfert, die sich auch als Dorfmoderatorin für die Belange der Bevölkerung einsetzt. Geld wird hingegen nicht angenommen. Rund 80 Dornumer Haushalte mit Bedarfskarte sind laut ihr bei „Leib und Seele“ registriert. „Im vergangenen Jahr konnten wir an sie rund 130 Päckchen überreichen.“ Das Ziel sei es auch dieses Mal, dass möglichst jede Person in den betroffenen Familien etwas zu Weihnachten bekommt, so die SPD-Ratsfrau.

Einen Richtwert für den Preis der Geschenke gibt es nicht. Mal stecke in ihnen ein Pfund Kaffee, mal Leckereien, (warme) Kleidung, Bücher oder Spielzeuge. Auch Hygieneartikel seien gern gesehen, so Alfert. Wichtig sei nur, dass im Falle von Lebensmitteln auf das Haltbarkeitsdatum geachtet werde. Auch bittet die Ansprechpartnerin die Spender darum, keinen Alkohol zu verschenken und alles schon fertig zu verpacken. Wer mithelfen möchte, sollte auf einem Zettel eine kleine Inhaltsangabe schreiben und an das Geschenk kleben, auf der steht, ob sich der Inhalt an Männer, Frauen, Mädchen oder Jungen richtet. Bei Kindern sollte zudem der passende Altersbereich vermerkt werden.

Viele Einheimische unterstützen

Dann kann man Anke Alfert unter der Telefonnummer 04933/9926818 anrufen und Bescheid geben, wann man ihr die Geschenke am Bensjücher Weg 15 vorbeibringt. Notfalls hole sie sie auch ab, ergänzt die Dornumerin. „Die Einheimischen kennen die Aktion schon und fragen immer ab Anfang November an, wann es mit dem Sammeln wieder losgeht“, freut sie sich. „Viele Spenden gerne etwas für ihre Mitmenschen vor Ort.“

Die Dorfmoderatorin betont aber auch das ausschließlich ehrenamtliche Engagement, das hinter „Leib und Seele“ selbst stecke. In den vergangenen Jahren sei das Angebot immer wichtiger geworden, da die Zahl der hilfsbedürftigen Familien weiter steige. Diesen Trend bestätigen auch Sozialverbände. Susanne Rötgert, die Geschäftsführerin des Caritasverbands Ostfriesland, verweist gegenüber unserer Zeitung auf die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise, die die Menschen „vor große Herausforderungen“ stellten. „Die Zahl der Menschen, die ihre Arbeit verloren und in die Armut gerutscht sind, wird leider immer höher“, so Rötgert.

Die Tafeln in Ostfriesland verzeichnen einen großen Zuspruch. Viele Menschen in der Region sind auf das Angebot angewiesen. Symbolbild: Archiv
Die Tafeln in Ostfriesland verzeichnen einen großen Zuspruch. Viele Menschen in der Region sind auf das Angebot angewiesen. Symbolbild: Archiv

3500 Personen kaufen in sozialen Kaufhäusern in der Region ein

Die Sozialen Kaufhäuser der Caritas in Emden, Leer und Aurich seien „sehr gut von Kunden genutzt“. Durchschnittlich 3500 von ihnen kauften die dort angebotenen vergünstigten Produkte monatlich ein. „Bei der Emder Tafel ist der Bedarf gegenwärtig so hoch, dass die Bürger Waren nur im 14-tägigen Rhythmus erhalten können. Die Wartelisten sind lang, es besteht schon seit längerer Zeit ein Aufnahmestopp.“ Man sei als Caritas bemüht, den Menschen in Notlagen dennoch weiterhin so gut es geht zu helfen. Sei es in Form von immer stärker gefragten Beratungsangeboten oder in Form von finanzieller Unterstützung oder Sachleistungen.

Lage ist „besorgniserregend“

Auch Christa Olearius beschreibt die aktuelle Lage gegenüber unserer Zeitung als „besorgniserregend“. Sie ist die Superintendentin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer und weist auch für die Tafel in Leer auf den inzwischen eingeführten Zwei-Wochen-Rhythmus für Bedürftige hin. Jeden Monat kämen 1500 Kunden vorbei. „Seit der Corona-Pandemie und durch die aktuellen Kriege, Energiekostensteigerungen und allgemeinen Kostensteigerungen ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen. Vor einem Jahr waren es etwa 20 Prozent weniger Bedarfsgemeinschaften, die versorgt werden mussten“, so Olearius. Seit dem 1. September gelte daher auch in Leer ein Aufnahmestopp, wodurch man jede Woche drei bis fünf Anfragende abweisen müsse.

Gleichzeitig steige der Unterstützungsbedarf bei Anträgen im Diakonischen Werk und im Café International. Als Gründe nennt die Superintendentin die Digitalisierung und Sprachbarrieren, durch die viele Menschen ausgegrenzt werden würden. Dazu komme noch die „teilweise katastrophale Wohnungssituation“ in der Jugend- und Familien-Hilfeeinrichtung „Eule“.

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