Rettungsschwimmer an Bord Baywatch-Sommer am Ihler Meer

Nicole Böning
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Von Nicole Böning
| 19.09.2023 09:15 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Die 19-jährige Schülerin Femke Carstens organisiert ein Team von Rettungsschwimmern für die Badeaufsicht am Ihler Meer. Viele von ihnen hat sie selbst ausgebildet. Foto: Böning
Die 19-jährige Schülerin Femke Carstens organisiert ein Team von Rettungsschwimmern für die Badeaufsicht am Ihler Meer. Viele von ihnen hat sie selbst ausgebildet. Foto: Böning
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Zum ersten Mal haben Rettungsschwimmer des Sportvereins Eintracht Ihlow in diesem Sommer am Ihler Meer die Badeaufsicht übernommen. Möglich machte das die 19-jährige Schülerin Femke Carstens.

Ihlow - Zum Abschluss der Badesaison Mitte September hat der Sommer noch einmal alles gegeben. Wenn die Sonne knallt und die Menschen unter der Hitze stöhnen, dann wird es voll am Ihler Meer in Ihlowerfehn und es kehrt ein Hauch von Baywatch ein: Der weiße Sand leuchtet und die Rettungsschwimmer mit ihren knallig orangfarbenen Rettungsbojen lassen die Badegäste nicht aus den Augen.

Was und warum

Darum geht es: Die 19-jährige Schülerin Femke Carstens hat beim Sportverein Eintracht Ihlow die Schwimmsparte aufgebaut. Dazu zählt ein Team von Rettungsschwimmern – das jetzt seine erste Badeaufsicht-Saison am Ihler Meer absolviert hat.

Vor allem interessant für: Badegäste und Kommunen, die Probleme haben, eine Badeaufsicht für ihre Seen zu finden

Deshalb berichten wir: Mitte September endete die Badesaison am Ihler Meer, ein guter Zeitpunkt für ein Resümee der ersten Saison.

Die Autorin erreichen Sie unter: n.boening@zgo.de

Rund 900 Stunden hat das Team der 19-jährigen Schülerin Femke Carstens aus Victorbur in diesem Sommer über die Sicherheit der Badegäste am Ihler Meer gewacht. „Alles ist super gelaufen“, sagt sie und nickt zufrieden. Niemand musste gerettet werden. „Nur ein paar Pflaster haben wir geklebt, wenn sich mal jemand an einer Muschel geschnitten hat.“ Alle aus dem Team hätten super mitgemacht.

Jeden Dienstag wird für den Ernstfall trainiert

Es ist das erste Jahr, in dem der Verein Eintracht Ihlow mit einem eigenen Team die Badeaufsicht übernommen hat. Femke Carstens, selbst Rettungsschwimmerin, hat die Gruppe aufgebaut. Auf einen Pool von 18 Helfern mit dem silbernen Rettungsschwimmabzeichen kann sie inzwischen zugreifen. Viele von ihnen hat sie selbst ausgebildet. Dazu treffen sich die angehenden und aktiven Rettungsschwimmer jeden Dienstag im Schwimmbad „De Baalje“ in Aurich. „Dort haben wir eine Bahn und trainieren, um uns auf die Prüfung vorzubereiten und für den Einsatz fit zu bleiben“, sagt Carstens. Abgenommen wird die Prüfung von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Kosten übernimmt die Gemeinde Ihlow.

Vereinsvorstand Bernd Emkes und Rettungsschwimmerin Femke Carstens haben die Schwimmsparte des Vereins Eintracht Ihlow aufgebaut. Foto: Böning
Vereinsvorstand Bernd Emkes und Rettungsschwimmerin Femke Carstens haben die Schwimmsparte des Vereins Eintracht Ihlow aufgebaut. Foto: Böning

Das ganze Jahr über wird trainiert, denn es soll im nächsten Jahr weitergehen mit der Badeaufsicht. Die meisten Rettungsschwimmer sind Schüler und Studenten – zwischen 15 und 29 Jahren. „Außer Werner, der ist über 50“, sagt Femke Carstens. Da es bei den anderen wegen Ausbildung und Studium unsicher ist, wie lange sie noch die Badeaufsicht übernehmen können, soll regelmäßig weiter Nachwuchs ausgebildet werden. Wer am See zum Einsatz kommt, erhält ein Übungsleiterentgelt. „Für die Schüler und Studenten ist das eine tolle Möglichkeit, sich im Sommer etwas dazuzuverdienen“, sagt Bernd Emkes vom Vorstand der Eintracht.

Den Bedarf gibt es schon lange

Die Gemeinde Ihlow habe schon vor vier Jahren angefragt, ob der Verein nicht eine Badeaufsicht für das Ihler Meer stellen könnte. Anfangs musste Emkes noch absagen. Nachdem der Verein aber während der Corona-Pandemie vor zwei Jahren begann, eine Schwimmsparte aufzubauen, Femke Carstens in den Verein kam und Schwimmkurse in den Lehrschwimmbecken in Weene und Westerende anbot, sah die Sache schon anders aus. Emkes und Carstens begannen mit der Planung für eine Badeaufsicht.

Inzwischen ist Femke Carstens Spartenleiterin für das Schwimmen. Die Schwimmkurse gibt sie nicht mehr selbst, dazu fehlt ihr in der 13. Klasse des Auricher Gymnasiums die Zeit. Die Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen das Schwimmen beizubringen, haben inzwischen einige der Rettungsschwimmer übernommen. Deren Training und Ausbildung lässt sich die 19-jährige Schülerin aber nicht nehmen. Retten, Befreiungsgriff, Abschleppen, Wiederbeleben und Blind tauchen – alles muss wieder und wieder geübt werden, bis es sitzt. Denn im Notfall hängt ein Leben davon ab.

Badeaufsicht bei jedem Wetter

Zusätzlich organisiert Carstens, dass alle von der Gemeinde Ihlow angefragten Termine besetzt werden können. Zwei bis vier Retter waren in diesem Sommer an jedem Wochenende und in den Ferien jeden Tag am See – immer von 11 bis 18 Uhr. Bei jedem Wetter. „Auch wenn wegen des Wetters nicht viel los war“, sagt Carstens. Die Gäste des Sees sollen schließlich wissen, dass sie zuverlässig auf die Rettungsschwimmer zählen können.

Auch wenn Gruppen oder Schulen außer der Reihe am Ihler Meer waren, konnten sie die Dienste des Teams nutzen. Die Gemeinde Ihlow ist glücklich mit der Lösung: „Vorher war es immer schwer, die Termine zu besetzen“, sagt Wilfried Hagen aus der Gemeindeverwaltung: „Die meisten Anbieter haben sich auf die großen Badeseen und die Strände konzentriert.“ Für das kleine Ihler Meer blieb die Badeaufsicht deshalb jedes Jahr ein Flickwerk. Damit ist es jetzt vorbei.

Die neue Rettungssäule am Ihler Meer in Ihlowerfehn. Hier gibt es auch Hilfe, wenn die Badeaufsicht einmal nicht da ist. Foto: Böning
Die neue Rettungssäule am Ihler Meer in Ihlowerfehn. Hier gibt es auch Hilfe, wenn die Badeaufsicht einmal nicht da ist. Foto: Böning

Der Badesee wird noch sicherer

Auch an diesem Tag steckt die grüne Fahne mit der Aufschrift „Badeaufsicht“ im weißen Sand – allerdings nur für das Foto. Am Wasser liegt das Rettungsbrett, mit dem die Rettungsschwimmer Menschen aus dem Wasser an Land transportieren. Wenn Carstens und ihr Team den Dienst antreten, wird alles bereitgelegt, die Sanitärgebäude aufgeschlossen, der Tisch für die Badeaufsicht aufgebaut, Wasser- und Lufttemperatur gemessen und als Service für die Badegäste auf einer Tafel notiert. Am Ende hissen sie die grüne Fahne, als Zeichen dafür, dass der Badesee überwacht wird. „Die Rückmeldung der Gäste war durchweg positiv“, sagt Carstens.

„Die Kunst ist jetzt, das alles am Laufen zu halten“, sagt Bernd Emkes. Dafür wollen er und Femke Carstens sorgen. Für das Ihler Meer haben sie nach den Erfahrungen des ersten Sommers mit der Gemeinde Ihlow bereits einige Neuerungen geplant. „Es gibt einige Bereiche, die wir nicht einsehen können“, sagt Carstens. Die sollen mit einer Leine gekennzeichnet werden. Auch der Hundestrand wird eine Bojenleine bekommen. „Hier geht es nach ein paar Metern tief runter“, sagt Carstens – für Kinder und Nichtschwimmer sei das gefährlich. An der tiefsten Stelle erreicht der See immerhin bis zu fünf Meter. Eine Neuerung gibt es schon jetzt. Am Kinderstrand steht eine neue Rettungssäule. Per Knopfdruck werden Hilfesuchende direkt mit der Leitstelle verbunden, parallel fährt ein Rettungswagen los. So kann jeder schnell Hilfe holen, auch wenn die Rettungsschwimmer der Eintracht mal nicht da sind.

Die DLRG Aurich, wo die Ihlower Rettungsschwimmer die Prüfung ablegen, sieht die durch den Sportverein organisierte Badeaufsicht nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil. „Wir freuen uns, dass das Baden am Ihler Meer jetzt sicherer ist“, sagt Pressesprecher Michael Rieken. Die Gemeinde Ihlow habe schon öfter angefragt, ob die DLRG nicht in Ihlowerfehn übernehmen könne. „Wir sind mit dem Badesee in Tannenhausen aber so ausgelastet, dass wir das personell einfach nicht schaffen“, so Rieken. Die Absage an Ihlow sei den Aurichern immer schwergefallen. Üblich sei ein Engagement wie das des Sportvereins Eintracht Ihlow bei der Badeaufsicht nicht. „Vielleicht kann es anderen Kommunen als Vorbild dienen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen“, so Rieken. Für die Ihlower gibt es für ihn noch ein Lob: „Die Prüfungsteilnehmer aus Ihlow waren immer super vorbereitet.“

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