Naturschutz um Wiesmoor Wie junge Leute helfen, eine Nabu-Ortsgruppe vor dem Aus zu retten

Lars Löschen
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Von Lars Löschen
| 17.07.2023 05:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Bei Helmut Hanssen blüht es daheim. Er hofft, dass die Arbeit des Nabu Wiesmoor/Großefehn weitergeführt werden kann. Foto: Löschen
Bei Helmut Hanssen blüht es daheim. Er hofft, dass die Arbeit des Nabu Wiesmoor/Großefehn weitergeführt werden kann. Foto: Löschen
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Der Nabu-Vorstand aus Wiesmoor und Großefehn tritt zurück. Vorsitzender Helmut Hanssen stand zwischenzeitlich davor, die Gruppe aufzulösen – aber dann meldete sich ein Wiesmoorer Politiker.

Wiesmoor/Großefehn - Seit mehr als 40 Jahren schon kümmert sich Helmut Hanssen um Naturbelange in Wiesmoor und Großefehn. Er ist seit Langem Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe. Die streift etwa durchs Landschaftsschutzgebiet Ottermeer, um dort die schutzwürdige Landschaft zu hegen und zu pflegen. Inzwischen ist Hanssen 70 Jahre alt, auch einige seiner Mitstreiter sind schon lange dabei, und das Gefühl bei ihnen wuchs, dass es nun gut gewesen ist. „Der Vorstand tritt im September geschlossen zurück“, sagt der Wiesmoorer. Das Problem: Sie wollten die Aufgaben gern in jüngere Hände legen. Doch fand sich niemand – und so schien sich das Ende der 1982 gegründeten Nabu-Ortsgruppe als alternativlos abzuzeichnen. Doch als Hanssen sich fast schon mit diesem unerwünschten Ende zu befassen begann, nahmen die Dinge eine unerwartete Wende. Und kurzerhand hat sich nun doch ein Kreis deutlich jüngerer Menschen gefunden, die anpacken und sich für den Naturschutz einsetzen und die Ortsgruppe fortführen wollen.

Was und warum

Darum geht es: Die Nabu-Ortsgruppe Wiesmoor/Großefehn sucht nach einem neuen Vorstand – und scheint nun fündig geworden zu sein.

Vor allem interessant für: Wiesmoorer, Großefehntjer und jeden, der die Natur schätzt

Deshalb berichten wir: Vorsitzender Helmut Hanssen hatte gegenüber dieser Zeitung das Aus des jetzigen Vorstand angekündigt.

Den Autor erreichen Sie unter: l.loeschen@zgo.de

Der Wiesmoorer Ratsherr Thomas Wright (SPD), der von sich sagt, dass er sich regelmäßig für Klimaschutz einsetzt und im Umweltausschuss des Rates sitzt, konnte es kaum glauben, als er von Hanssen über das Aus des Nabu-Vorstands hörte. Beide kamen am Rande der Ausschusssitzung in Kontakt, in der die Pläne für die mögliche Wiedervernässung von Teilen des Landschaftsschutzgebietes am Ottermeer über den Nabu-Klimafonds erstmals vorgestellt wurden. Hanssen hatte über das Areal referiert und in dem Zuge auch noch einmal deutlich gemacht, dass ohne die Nabu-Ortsgruppe die ehrenamtliche Pflege dort enden werde – wodurch ungewollte Birken wieder aufwachsen und seltenen Moorpflanzen sowie der ökologischen Vielfalt dort schaden könnten. „Er hat uns damals die Dramatik der Situation dargestellt“, sagt Wright. Weitere Projekte würden durch ein Nabu-Aus ebenfalls in Gefahr geraten.

Thomas Wright will Teil des neuen Nabu-Vorstands in Wiesmoor und Großefehn werden. Foto: SPD Wiesmoor
Thomas Wright will Teil des neuen Nabu-Vorstands in Wiesmoor und Großefehn werden. Foto: SPD Wiesmoor

Vorstand wird anders aufgebaut

Das wollte Wright nicht zulassen. Er griff direkt zum Hörer und hatte rasch einige Menschen beisammen. „Ich bin hier gut vernetzt“, sagt der 33-Jährige, der zwar in den USA geboren, aber in Wiesmoor aufgewachsen ist. Zehn Wiesmoorer – alle im Alter von 28 bis 33 Jahren – wollen die Aufgaben des vierköpfigen Noch-Vorstands übernehmen. „Die werden auf mehrere Schultern verteilt“, so Wright.

Helmut Hanssen (rechts) entfernt aufkommenden Birkenbewuchs im Landschaftsschutzgebiet "Am Ottermeer". Diese Arbeit ist sehr wichtig, um das Moor und die ansässigen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, sagt er. Foto: Nabu Wiesmoor/Großefehn
Helmut Hanssen (rechts) entfernt aufkommenden Birkenbewuchs im Landschaftsschutzgebiet "Am Ottermeer". Diese Arbeit ist sehr wichtig, um das Moor und die ansässigen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, sagt er. Foto: Nabu Wiesmoor/Großefehn

Mehrere Gespräche zwischen den alten Hasen und den jüngeren Naturschützern seien positiv verlaufen, hört man von beiden Seiten. Eine Sache sei für den Anfang klar: Der Vorstand um Helmut Hanssen werde nicht komplett verschwinden, künftig aber eher im Hintergrund bleiben. Der Vorsitzende dazu: „Der neuen Gruppe fehlt es an langjähriger Erfahrung.“ Daher werde man den Anfang – das können wenige Monate, aber auch mehrere Jahre sein – fachlich begleiten. Thomas Wright freut sich über diese Unterstützung.

Wie sieht die Zukunftsvision des neuen Nabu-Vorstands aus?

Die jüngere Generation will die bestehenden Projekte weiterführen, diese aber künftig stärker über die sozialen Medien präsentieren – in der Hoffnung, dass noch mehr junge Leute Lust haben, mitzumachen. So soll der Beirat des Vorstands mit einem Wissensmanager und einem Medienbeauftragten vergrößert werden, sagt Wright. Dazu hoffe man darauf, sich zusätzliche Expertise von außen für einen Beirat holen zu können – etwa von Fachleuten, die sich auf eine heimische Tierart wie Eulen oder Libellen spezialisiert haben.

Ob die Übergabe und der Neuanfang so gelingen, wie es sich abzeichnet, das werde man auf der Jahreshauptsammlung im September sehen, sagt Thomas Wright. Er spricht aber von einer „sehr hohen Wahrscheinlichkeit“, dass er und die anderen neun Wiesmoorer dann in den Vorstand und Beirat rücken. Wright möchte aus beruflichen Gründen nicht selbst den Vorsitz übernehmen, sondern sich im Beirat einfinden.

Der Nabu Wiesmoor/Großefehn zählt aktuell um die 600 Mitglieder. Da sei aber insbesondere in Großefehn noch Luft nach oben, da wünsche man sich angesichts nur weniger Mitglieder dort noch Zuwachs. Vielleicht gelinge es ja mit dem neuen Vorstand, in der Gemeinde auch präsenter zu werden.

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