Erinnerung an NS-Opfer Weitere Stolpersteine in Aurich verlegt

Dorothee Hoppe
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Von Dorothee Hoppe
| 09.05.2023 16:19 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Leon Geiken (links), Sierk Seehusen und Fabian Side von der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II verlegten die Steine der Sternbergs. Foto: Hoppe
Leon Geiken (links), Sierk Seehusen und Fabian Side von der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II verlegten die Steine der Sternbergs. Foto: Hoppe
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Seit 2011 werden in Aurich immer wieder Stolpersteine verlegt. Die letzten drei kamen am Dienstag hinzu. Damit sind es 409. Sie wurden von Schülern in das Pflaster eingebettet.

Aurich - Eine Gruppe von Menschen steht in orangenen Westen und Arbeitskleidung in der Osterstraße in Aurich. Einige von ihnen knien auf dem Boden. Sechs Schubkarren haben sie mitgebracht. Darin liegen verschiedene Werkzeuge wie Gummihammer und Kellen sowie Eimer mit Schotter und Beton und nicht zuletzt die goldenen Steine.

Was und warum

Darum geht es: Die letzten Stolpersteine in Aurich wurden verlegt.

Vor allem interessant für: historisch Interessierte

Deshalb berichten wir: Die Stadt hatte die 17. Stolpersteinverlegeaktion angekündigt.

Die Autorin erreichen Sie unter: d.hoppe@zgo.de

Die Gruppe besteht aus zwölf Schülern der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II. Sie verlegen Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Angeleitet werden sie dabei von ihrem Fachpraxislehrer Harmannus Cornelius. Anhand seiner Liste und Fotos der alten Steine überprüft er, wo genau welcher Stein gesetzt wird. Die kleinen Messingtafeln erinnern an Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Dort, wo sie liegen, haben die Menschen einmal gewohnt.

Rote Punkte markierten die lockeren Pflastersteine, die durch sie Stolpersteine ausgetauscht wurden. Foto: Hoppe
Rote Punkte markierten die lockeren Pflastersteine, die durch sie Stolpersteine ausgetauscht wurden. Foto: Hoppe

Markierungen weisen den Weg

Wer in der Osterstraße in den vergangenen Tagen hier und da rote Punkte auf dem Pflaster bemerkt hat, kann nun auch erahnen, wo am Dienstag Stolpersteine neu und wieder verlegt wurden. Einige dieser roten Punkte gab es zum Beispiel vor der Brandkasse. „Die Markierungen kennzeichnen die Steine, die von der Tiefbaufirma vorbereitet wurden. Sie lassen sich ganz leicht entnehmen, sonst stünden wir hier mit schwereren Geräten“, sagt Günther Lübbers, Leiter des Arbeitskreises Stolpersteine.

Bei der 17. Verlege-Aktion wurden die markierten Pflaster gegen glänzende Stolpersteine ausgetauscht. Angefangen haben die Schüler der BBS damit am Dienstag bereits um 8.30 Uhr vor dem Haus Oldersumer Straße 74. Dort liegt nun ein Stolperstein, der an Professor Adolf Jensen erinnert wird. Danach zogen sie weiter in die Osterstraße. Dort hatten sie viel zu tun, denn neben zwei neuen Steinen müssen sie auch die insgesamt 43 Stolpersteine, die wegen der Sanierung der Fußgängerzone entnommen worden waren, wieder in das neue Pflaster einsetzen.

Bei der Verlegung des Stolpersteins für Professor Adolf Jensen herrschte trotz der frühen Uhrzeit großes Interesse. Foto: Professor Adolf Jensen
Bei der Verlegung des Stolpersteins für Professor Adolf Jensen herrschte trotz der frühen Uhrzeit großes Interesse. Foto: Professor Adolf Jensen

Der letzte Stein wurde gesetzt

Gelagert wurden die bereits verlegten Steine während der Arbeiten in einem Baubüro in der Burgstraße. „Dort wurden sie abgeholt und vor der Aktion noch mal gereinigt und poliert“, erklärt Günther Lübbers. Bei den zwei neuen Steinen in der Osterstraße handelt es sich um Erinnerungen an Jacob Meyer Sternberg und seine Ehefrau Röschen, geborene Stein. Die Stolpersteine für ihre Kinder lagen bereits vor der Sanierung schon einmal hier, nun kommen die Steine der Eltern hinzu.

Mit dem Gummihammer arbeiteten die Schüler die Stolpersteine in das Pflaster ein. Foto: Hoppe
Mit dem Gummihammer arbeiteten die Schüler die Stolpersteine in das Pflaster ein. Foto: Hoppe

Der Auricher und die gebürtige Emderin seien bei den ersten Verlegungen „untergegangen“, sagt Lübbers. „Schön, dass das jetzt vollendet wird“, findet auch Gila Altmann. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat ist zur Verlegung mit ihrem Fahrrad in die Osterstraße gekommen. Das hat einen Grund: Die Grünen haben für vier der insgesamt inzwischen 409 Steine eine Patenschaft übernommen, so auch für den Stein von Röschen Sternberg.

Am Ende legte Günther Lübbers zwei Rosen zu den beiden neuen Steinen. Foto: Hoppe
Am Ende legte Günther Lübbers zwei Rosen zu den beiden neuen Steinen. Foto: Hoppe

Mit dem 409. Stein sei die Aktion nun auch erst mal beendet, sagt Lübbers. Seit 2011 wurden die Stolpersteine in Aurich verlegt. Den ersten Impuls gab es aber bereits im Jahr 1992. So wurde aus der Aufgabe, an die ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, schon fast eine eigene Geschichte, die nun in der Osterstraße mit dem letzten neuen Stein und der Wiederverlegung der bestehenden ein Ende findet.

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