Klimaschutz in Ostfriesland Diese Verkehrsmittel können auf den Inseln genutzt werden

Nora Kraft
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Von Nora Kraft
| 17.05.2022 12:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können beispielsweise auf Spiekeroog mit dem sogenannten „Inselmobi“, einem Golfcaddy mit Elektroantrieb, Zeit am Strand verbringen. Foto: Nordseebad Spiekeroog GmbH
Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können beispielsweise auf Spiekeroog mit dem sogenannten „Inselmobi“, einem Golfcaddy mit Elektroantrieb, Zeit am Strand verbringen. Foto: Nordseebad Spiekeroog GmbH
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Die Ostfriesischen Inseln setzen verstärkt auf alternative Mobilitätsformen. Um Treibhausgasemissionen zu verringern, werden umweltfreundlichere Verkehrsmittel stetig ausgebaut. Das Spektrum ist groß.

Borkum / Ostfriesische Inseln - Seit Jahren setzen die Ostfriesischen Inseln auf klimaschonende Verkehrsmittel. Alternative Mobilitätsformen beschäftigten Politik und Gesellschaft mit dem Ziel, weg vom Auto, hin zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen zu kommen, heißt es in einer Mitteilung der Ostfriesische Inseln GmbH.

Warum klimaschonende Verkehrsmittel wichtig sind:

„Der Tourismus bildet für unsere Inseln die wirtschaftliche Existenzgrundlage. Er ist weltweit aber auch für etwa acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich und gefährdet somit unseren Lebensraum und diese Urlaubsregion“, sagt Göran Sell, Geschäftsführer der Ostfriesische Inseln GmbH. „Sollen die Inseln also langfristig attraktiver Lebensraum und attraktives Reiseziel bleiben, kann es im Weltnaturerbe Wattenmeer nur einen Tourismus geben, der umweltschonend ist. Dabei spielen die klimaschonende Verkehrsanbindung sowie die Mobilität auf den Inseln selbst eine wichtige Rolle“, so Sell weiter. Doch wie läuft es auf den Inseln? Hier ein Überblick.

Autos:

Fünf der sieben Ostfriesischen Inseln sind bereits autofrei. Nur auf Borkum und Norderney nutzen Urlauber und Insulaner noch das Verkehrsmittel. Auch wenn Autos auf Borkum grundsätzlich erlaubt sind, setze sich die Insel intensiv für den Einsatz von E-Fahrzeugen ein. 2017 etwa beschloss der Verkehrsausschuss der Insel die Einrichtung einer Strategiegruppe Elektromobilität. Seitdem habe die Nordseeheilbad Borkum GmbH ihren Fuhrpark umgestellt. Unter anderem wurden mehrere E-Ladesäulen installiert.

ÖPNV und Einsatzfahrzeuge:

Der Borkumer ÖPNV wird durch zwei Elektrobusse fast vollständig elektrisch abgebildet, lässt die Ostfriesische Inseln GmbH wissen. Die städtischen Gesellschaften sowie viele Privatpersonen folgten diesen Beispielen. Auf der größten Ostfriesischen Insel seien zudem der erste E-Rettungswagen sowie das erste E-Polizeimotorrad in Deutschland im Einsatz. Auch die Polizei auf Juist setzt auf Elektromobilität und ist mit einem E-Quad unterwegs, wie die Ostfriesische Inseln GmbH schreibt. Auf Spiekeroog wird Elektromobilität sogar bei der Inselspedition und der Müllabfuhr genutzt. Dort kommen E-Karren zum Einsatz, heißt es in der Mitteilung.

Kutsche und Fahrrad:

Auf Juist, Baltrum, Spiekeroog, Langeoog und Wangerooge sind Autos grundsätzlich nicht erlaubt. Stattdessen können Urlauberinnen und Urlauber die Inseln zu Fuß, zum Teil mit Pferdekutschen oder mit dem Fahrrad erkunden. Apropos Pferde: Der gesamte Personen- und Gütertransport inklusive der Müllabfuhr wird auf Juist und Baltrum von Pferdefuhrwerken gestemmt. Ausschließlich Ärztinnen und Ärzte, das DRK und die Feuerwehr nutzten Autos auf ihren Einsätzen.

E-Mobilität am Strand:

Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, stehe auf Spiekeroog das „Inselmobi“, ein Golfcaddy mit Elektroantrieb, sowie zwei E-Scooter zur Verfügung. Für den Strand gibt es ein elektrisches Strandmobil. Auch auf Juist können E-Scooter sowie zwei Solar-Strandrollstühle genutzt werden. Auf Baltrum gebe es einen Sandrollstuhl mit Solarbetrieb. Mobiltätseingeschränkte Bewohner und Gäste der kleinsten Ostfriesischen Insel nutzten zudem den Kutschen-Transfer oder den Elektro-Caddy.

An- und Abreise:

Aber bereits auf ihrer Anreise sind Insel-Urlauber nicht zwangsläufig auf ihr Auto angewiesen. „Aus weiten Teilen Deutschlands bietet die Deutsche Bahn mittlerweile umsteigefreie Intercity-Verbindungen an die ostfriesische Küste bis Norddeich oder Emden an“, heißt es vonseiten der Ostfriesische Inseln GmbH. Wer Spiekeroog oder Baltrum besuchen möchte, könne alternativ dazu auch den Ostfriesland-Express nutzen. Dabei handelt sich um einen Bus, der von Bremen über Oldenburg die Häfen Neuharlingersiel und Neßmersiel anfährt. Für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln würden die Urlauberinnen und Urlauber auf Spiekeroog von einigen Beherbergungsbetrieben mit einem Preisvorteil von 5 Prozent belohnt.

Die Polizei auf Borkum bestreitet ihre Einsätze bereits per E-Antrieb. Foto: Polizei Osnabrück
Die Polizei auf Borkum bestreitet ihre Einsätze bereits per E-Antrieb. Foto: Polizei Osnabrück

Gäste der Insel Juist, die nicht mit der Bahn, sondern mit dem eigenen Pkw anreisen möchten, hätten die Möglichkeit, die Emissionswerte ihrer An- und Abreise über den Anbieter „myclimate“, einer Klimaschutzorganisation, zu kompensieren.

Fährverkehr:

Das Ostfriesische Wattenmeer ist als Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe besonders geschützt. Deshalb berücksichtigen laut Ostfriesische Inseln GmbH alle Fähren die Geschwindigkeits- und Routenvorgaben, um die heimischen Lebewesen durch Lärm- und Abgasvermeidung zu schützen. Trotzdem: Fähren stoßen eine Menge CO2 aus. Das Problem sei bekannt, die Reedereien versuchten, aktiv gegenzusteuern: Die Reederei AG Ems, die seit 175 Jahren Fahrgäste nach Borkum befördert, setze zum Beispiel auf LNG als klimafreundlichen Treibstoff: 2015 wurde die „MS Ostfriesland“ zur ersten deutschen LNG-Fähre umgebaut. Heute betreibt die Reederei drei LNG-Fähren. Für die kleineren Schiffe der Flotte würden weitere alternative Möglichkeiten, zum Beispiel der Einsatz von Wasserstoff, geprüft. Der Katamaran „MS Nordlicht“ der Reederei AG Ems setze derzeit umweltfreundlichen synthetischen Kraftstoff ein, so wie auch die fünf Schiffe der Reederei Baltrum-Linie GmbH.

Car-Sharing:

„Nachhaltigkeit und Tourismus müssen sich nicht ausschließen. Wir zeigen auf Spiekeroog, dass beide Themen gut unter einen Hut gehen. Grundlage hierfür ist neben dem Engagement der Tourismusbetreibenden eine positive Einstellung der Gäste zum Thema. Wir sind auf Spiekeroog sehr dankbar dafür, dass unsere Gäste neue Wege aktiv mitgestalten“, sagt Nadine Weber, Projektkoordination Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf Spiekeroog. Mit dem „Küstenstromer“ habe Spiekeroog ein Carsharing-Angebot etabliert. Am Hafen Neuharlingersiel stehen für Insulanerinnen und Insulaner, sowie für Bewohnerinnen und Bewohnern und Gästen vom Festland zwei E-Autos bereit. Im kommenden Jahr werde die Flotte um einen weiteren Pkw erweitert, lässt die Ostfriesische Inseln GmbH wissen.

Norderney ermögliche nachhaltige Mobilität über den Anbieter „MOOEV Mobil“, der mit mehreren E-Vans Fahrgastanfragen auf der Insel bündele und die Gäste zu ihren Wunschzielen fahre. Auch auf Borkum wird seit mehren Jahren ein Carsharing-Angebot mit Elektrofahrzeugen angeboten. Einen Carsharing-Service mit E-Autos für Insulanerinnen und Insulaner soll es laut Mitteilung bald auf der Insel Baltrum geben. „Die dazugehörige Infrastruktur auf dem Festland ist bereits in Planung“, heißt es abschließend.

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