Was Sie heute wissen müssen

Tod in der Psychiatrie | Reimann zur AOK | Auszeit für Flutopfer

| | 03.08.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ich schreibe diese Zeilen mit ganz kalten Fingern. Es fröstelt mich. Erinnern Sie sich an den Mann von der Elfenbeinküste, der Anfang 2020 für Schlagzeilen sorgte, weil er Gottesdienste im Oberledingerland und in Leer störte? Mit lautstark gerufenen Parolen und seinem aggressiven Auftreten versetzte er viele Gottesdienstbesucher in Angst und Schrecken. Mehr ist damals nicht passiert. „Der Mann hatte keinen Knüppel, kein Messer und keine andere Waffe bei sich. Der ist ungefährlich. Er ist augenscheinlich psychisch krank“, so ließ sich seinerzeit der damalige Polizeichef Johannes Lind zitieren. Ob diese Einschätzung zu dem Zeitpunkt richtig oder falsch wahr, vermag ich nicht zu bewerten. In diesem Januar zeigte sich dann aber offenbar, dass der Mann gar keine Waffen braucht, um gefährlich zu sein. Er soll in der Emder Psychiatrie einen anderen Patienten mit Schlägen so stark verletzt haben, dass dieser später starb. Zwei weitere Patienten sollen verletzt worden sein. Mein Kollege Günter Radtke berichtet über den Fall, der ab Mittwoch die Schwurgerichtskammer am Landgericht Aurich beschäftigen wird.  Warum es mich fröstelt? Weil dieser Fall Wasser auf die Mühlen all jener sein wird, die gegen geflüchtete Menschen hetzen und ihren Hass jetzt wieder kübelweise in sozialen Netzwerken auskippen. 

Wenden wir uns einem anderen Thema zu. Dr. Carola Reimann (SPD), die im März aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt als niedersächsische Gesundheitsministerin niederlegen musste, hat einen neuen Job. Das ist doch fein, könnte man meinen. Wenn Frau Reimann nicht ausgerechnet als Chef-Lobbyistin zur AOK gehen würde. Zum 1. Januar 2022 wird sie dort als Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands tätig werden. Das hat doch irgendwie ein Geschmäckle, finde ich. Kritik kommt auch aus dem Landtag selbst. Die Zeit zwischen ihrem Ausscheiden aus dem Amt und dem Wechsel sei sehr kurz, schrieb Ulf Thiele meinem Kollegen Andreas Ellinger, der in der Sache recherchiert. Er hat nicht nur den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion zu dem Seitenwechsel der SPD-Politikerin befragt, sondern auch Stimmen aus anderen Parteien eingeholt. Ist sowas für ehemalige Politiker überhaupt erlaubt? Und was sagt der Ministerpräsident dazu? Ich nehme es vorweg: Eine Stellungnahme aus Hannover hat der Kollege noch nicht bekommen. Vielleicht flattert sie ihm heute ins E-Mail-Postfach.

Die Diskussion über schnelle Wechsel von Politikern in einflussreiche Lobbypositionen ist nicht neu. In der Süddeutschen habe ich einen Beitrag aus dem vergangenen Jahr dazu gefunden - Anlass war das Engagement des Ex-Vizekanzlers Sigmar Gabriel bei der Deutschen Bank. Reiner Zufall, dass ich hier schon wieder einen Sozialdemokraten nenne. Auch FDP- und CDU-Politiker wie Daniel Bahr und Ronald Pofalla haben nicht lange gebraucht, um gut dotierte neue Posten zu bekommen. Natürlich kann keiner wollen, dass ehemalige Minister langzeitarbeitslos werden. Aber eine gewisse Karenzzeit sollte da schon sein bis zum Antritt des neuen Jobs. Dann kann auch keiner darüber spekulieren, ob diese Politiker nur ihr Adressbuch versilbern.

Die Ostfriesen zeigen Herz und Mitgefühl für die Menschen in den Hochwassergebieten im Westen unsere Landes. Wir berichten seit Tagen über die vielen ganz verschiedenen Initiativen in der Region, die nur ein Ziel haben: schnelle Hilfe leisten. Mein Kollege Michael Hillebrand berichtet jetzt über einen Vorstoß aus Hinte und Greetsiel: Das DRK und eine Gastwirtin wollen Flutopfern kostenlosen Erholungsurlaub in Ostfriesland ermöglichen. Sie suchen jetzt Gastfamilien und Mitstreiter. 

Einen kleinen Beitrag habe ich inzwischen auch geleistet und Geld aufs Konto unserer Spendenaktion zugunsten der Flutopfer in Eschweiler und Stolberg überwiesen. Klein ist mein Beitrag vor allem mit Blick auf die Gesamtsumme, die mir gestern Kerstin Gersema nannte. Sie ist Leiterin unserer Buchhaltung und zugleich Kassenwartin von „Ein Herz für Ostfriesland“, unser Hilfswerk, über das die Spendenaktion läuft. Und die Summe ist „echt Wahnsinn“, wie sie mir schrieb: 104.821,40 Euro sind schon eingegangen. 

Was heute wichtig wird:

  • Weil die Gemeinde Uplengen keine Bauunternehmer findet, die ihre Kita bauen, stellt die Gemeinde nun Maurer ein, um selbst aktiv zu werden. Sonst würden nämlich Zuschüsse verfallen. Christine Schneider-Berents berichtet.
  • Die Luisenwieke in Wiesmoor ist mit grünem Schlamm bedeckt, in dem immer mehr Fischkadaver sichtbar werden. Der Nabu schlägt Alarm. Jens Schönig fragt bei der Stadt und beim Entwässerungsverband nach, was jetzt passieren muss.
  • Ein Emder Tierarzt war im Hochwassergebiet und berichtet von dem Leid der Milchkühe, die schon lange nicht mehr gemolken werden können. Was macht das mit den Tieren? Wie wären ostfriesische Landwirte auf so einen Notfall vorbereitet? Mona Hanssen hakt nach.
  • An der gerade neu gebauten Uphuser Straße in Emden ist der Fußweg an einer Stelle nur etwa 40 Zentimeter breit. Heiko Müller hat getestet, ob dort beispielsweise Passanten mit einem Kinderwagen überhaupt laufen können.

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