Arbeitsmarkt

Langfristige Pandemie-Folgen sind spürbar

Martin Alberts und den Agenturen
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Von Martin Alberts und den Agenturen
| 02.03.2021 14:10 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Untypisch für die Saison ist die Zahl der Arbeitslosen im Februar in Ostfriesland gestiegen. Sorgen bereitet der Arbeitsagentur aber vor allem der Anstieg bei den Langzeitarbeitslosen, den die Verantwortlichen auf die Corona-Pandemie zurückführen.

Leer/Nürnberg - Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Februar wegen der Corona-Pandemie saisonuntypisch leicht gestiegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren 2,904 Millionen Menschen ohne Job, 4000 mehr als im Januar und 509.000 mehr als im Februar 2020. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 6,3 Prozent.

Ostfriesland liegt mit einer Quote von 7,5 Prozent über dem bundesweiten Schnitt, wie die Agentur für Arbeit Emden-Leer am Dienstag mitteilte. Auf dem ostfriesischen Arbeitsmarkt waren demnach im Februar 18.630 Menschen arbeitslos gemeldet – 154 mehr als im Januar (plus 0,8 Prozent) und 1540 mehr als im Februar des vergangenen Jahres (plus neun Prozent).

Normalerweise geht die Arbeitslosigkeit im Februar zurück

Der Chef der Arbeitsagentur Emden-Leer, Roland Dupák, hält den Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Januar zwar noch für moderat, wie es in der Mitteilung heißt – allerdings „zeige der Blick auf den Vorjahresvergleich deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf dem ostfriesischen Arbeitsmarkt“, so Dupák.

In normalen Jahren sinkt die Arbeitslosigkeit in Deutschland im Februar im Vergleich zum Januar leicht, weil erste negative Winter-Effekte um diese Zeit abklingen. „Einzelne Branchen spüren die Folgen des Lockdowns“, sagte auch der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele am Dienstag in Nürnberg.

Agentur macht sich Sorgen um den Ausbildungsmarkt

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie würden vor allem auch an der Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich, die im Bezirk der Agentur Emden-Leer laut Mitteilung im Februar bei 1564 lag. Das sei ein Anstieg von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. „Die Personen, die jetzt in der Statistik auftauchen, sind oftmals mit Beginn oder als Folge der Corona-Pandemie arbeitslos geworden“, so Dupák. Denn als langzeitarbeitslos gilt, wer ein Jahr oder länger ohne Beschäftigung ist.

Sorgen bereitet der Arbeitsagentur Emden-Leer auch der Ausbildungsmarkt: 2081 Ausbildungsstellen wurden laut Mitteilung bisher von der Wirtschaft im Agenturbezirk zur Verfügung gestellt. „Damit können wir den Bedarf bei weitem nicht decken,“ so Dupák. „Ich appelliere an Arbeitgeber: Sichern Sie den Fachkräftenachwuchs und schaffen Sie Ausbildungsplätze.“

Verband Nordmetall fordert bessere Zusammenarbeit

Nordmetall, der Verband der Metall- und Elektroindustrie, sieht die Verantwortung hingegen auch bei den Behörden: Beim Abschlussjahrgang 2020 habe es bereits corona-bedingt deutlich mehr Schwierigkeiten gegeben, die Ausbildungsplätze in der norddeutschen Industrie zu besetzen, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. „In wenigen Monaten wird nun der zweite Corona-Jahrgang die Schulen verlassen, der sich in den Schulen kaum beruflich orientieren konnte. Das ist für die Jugendlichen und die Betriebe ein riesiges Problem“, wird Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von Nordmetall, in der Mitteilung zitiert. „Unsere Unternehmen wollen und werden weiterhin ausbilden und brauchen dafür dringend geeignete Jugendliche. Die Schulen müssen deshalb endlich die Daten ihrer Abgänger an die Arbeitsagenturen weiterleiten dürfen. Wir brauchen hier dringend eine schnelle und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Bildungsbehörden und Arbeitsagentur, der ein übertriebener Datenschutz nicht im Wege stehen sollte.“

Derzeit würden Jugendliche durch das Raster fallen. Denn wenn sie sich nicht selbst ausbildungssuchend melden, erhielten sie meistens keine berufliche Beratung durch die Arbeitsagenturen. „Das kann nicht so bleiben“, so Fickinger. In Hamburg etwa organisiere die Jugendberufsagentur das sehr gut, ein vergleichbares Vorgehen solle in allen Bundesländern möglich sein, meint der Arbeitgebervertreter.

Im Bezirk der Arbeitsagentur Emden-Leer hätten sich seit Oktober vergangenen Jahres gut 2000 Jugendliche als Bewerber bei der Berufsberatung gemeldet, teilt die Agentur mit. Vom 15. bis 19. März beteilige sich die Agentur an der bundesweiten „Woche der Ausbildung“, um junge Menschen von den Vorteilen einer betrieblichen Ausbildung zu überzeugen. „Wir arbeiten selbstverständlich nicht nur in der Aktionswoche daran, sowohl mehr leistungsstarke Jugendliche für die berufliche Bildung zu gewinnen, als auch mehr Jugendlichen mit nicht so günstigen Startchancen sowie Menschen mit Behinderung eine betriebliche Berufsausbildung zu ermöglichen“, wird Dupák zitiert.

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