Corona-Krise

Maskenpflicht in Greetsiel und Norden

Claus Arne Hock und Heinz Wagenaar
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Von Claus Arne Hock und Heinz Wagenaar
| 16.10.2020 11:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Ab diesem Freitag darf der Ortskern von Greetsiel nur noch mit Maske betreten werden. Auch in der Norder Fußgängerzone gibt es eine ähnliche Pflicht. In Greetsiel soll ein Ordnungsdienst eingesetzt werden.

Greetsiel/Norden - Der Ortskern von Greetsiel darf ab diesem Freitag nur noch mit entsprechender Mund-Nase-Maske betreten werden. Das gab Krummhörns Bürgermeister Frank Baumann am Freitagvormittag bekannt. Die zugrundeliegende Allgemeinverfügung des Landkreises Aurich wurde am frühen Nachmittag veröffentlicht.

Wie unserer Zeitung bereits zuvor auf Nachfrage bestätigt wurde, tritt eine ähnliche Verordnung ab diesem Freitag auch für die Norder Fußgängerzone (Neuer Weg) sowie für den vorderen Teil der angrenzenden Osterstraße in Kraft. Das sagte Nordens Erster Stadtrat Marcus Aukskel.

Das gilt für Greetsiel

In den Verfügungen werden auch die genauen Straßen benannt. In Greetsiel sind von der Regelung folgende Straßen betroffen:

  • Am Bollwerk
  • Am Alten Deich
  • Am Neuen Deich
  • Am Leeger
  • Am Markt
  • Am Zingel
  • Diekstreek
  • Herrenhof 1
  • Herrenhof 2
  • Hobbingsweg
  • Hohe Straße
  • Kalvarienweg
  • Kattrepel
  • Liek Gang
  • Marktplatz
  • Mühlenstraße
  • Pastorenpad
  • Sandpadd
  • Schatthauserweg
  • Schulweg
  • Sielstraße
  • Tüschendör
  • und Zur Hauener Hooge und die Deichkronenwege

In diesen Straßen giltseit Freitag eine Maskenpflicht in Greetsiel. Bild: Landkreis Aurich
In diesen Straßen giltseit Freitag eine Maskenpflicht in Greetsiel. Bild: Landkreis Aurich
Die Allgemeinverfügung des Landkreises gilt zunächst bis 17. November, eine Verlängerung sei aber möglich. Die Maskenpflicht betreffe alle „Personen, die sich in der Ortschaft Greetsiel“ im genannten Gebiet aufhalten, allerdings greife die Maskenpflicht nur zwischen 9 und 20 Uhr. „Die Regelungen zu Restaurationbetrieben bleiben von dieser Allgemeinverfügung unberührt“, heißt es.

Grund: Steigende Infektionszahlen

Die Gemeinde Krummhörn war laut Baumann „kurz davor“, die Maskenpflicht als Empfehlung zu veröffentlichen. Doch dann boten die neuen Verordnungen von Bund und Land die Grundlage für eine Allgemeinverfügung. Schilder, die den genauen Bereich kennzeichnen, in dem künftig Masken getragen werden müssen, sollen im Laufe des Freitags in Greetsiel aufgestellt werden. Laut Baumann wird auch ein externer Ordnungsdienst engagiert, der die Einhaltung der neuen Verordnung kontrolliert. Laut des Bürgermeisters könnten dann auch Bußgelder durch das Ordnungsamt verhängt werden.

In den Greetsieler Ortskern nur noch mit Maske: Das gilt seit dem 16. Oktober. Bild: Wagenaar.
In den Greetsieler Ortskern nur noch mit Maske: Das gilt seit dem 16. Oktober. Bild: Wagenaar.
Als Begründung führt Baumann die steigenden Infektionszahlen in der Region an. Da die Besucherzahlen in Greetsiel weiterhin hoch seien, sehe die Gemeinde den Schritt als notwendig an. In der Begründung der Allgemeinverfügung steht dazu: „In dem oben genannten Bereichen ist davon auszugehen, dass der in der Öffentlichkeit geltende allgemein gebotene Mindestabstand von 1,5 m von Person zu Person nicht eingehalten werden kann.“ Gerade in der Tourismussaison komme es in Greetsiel „zu einem hohen Gästeaufkommen. Allein bei einer Tagesgästezahl von ca. 2.700 Personen wird die eigentliche Einwohnerzahl von ca. 1.500 Personen bereits überschritten“, heißt es weiter. Hinzu komme die Zahl der Übernachtungsgäste mit rund 1400

Personen pro Nacht und ungefähr 600000 Personen jährlich.

Das gilt in Norden

Aber nicht nur in Greetsiel, auch in der Stadt Norden greift nun eine Maskenpflicht. Auch sie gilt von 9 bis 20 Uhr und umfasst folgende Straßen:

  • Osterstraße von Hausnummer 1 bis 16 (Nordseite) und Hausnummer 147 bis 160 (Südseite)
  • Neuer Weg (gesamte Fußgängerzone) bis einschließlich zum Vorplatz des Norder-Tors (Bahnhofstr. 1a).

Auch in Norden bleiben die Regelungen für Restaurationsbetriebe davon unberührt. Als Begründung werden ebenfalls die touristischen Zahlen angeführt.

An weiteren Orten im Landkreis Aurich scheint aktuell keine Maskenpflicht auf öffentlichen Straßen geplant zu sein.

Doch wie sieht es auf den Inseln aus?

„Wir erwarten keine überfüllte Insel. Die Anzahl der Tagesgäste ist überschaubar“, sagt Juists Bürgermeister und Kurdirektor Tjark Goerges. „Bislang klappt es hier gut, da unter freiem Himmel der Mindestabstand gehalten werden kann.“ Auch auf Baltrum sei eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit bislang noch nicht geplant, sie „wird aber Anfang kommender Woche im hiesigen Stab besprochen werden“, so Baltrums Bürgermeister Harm Olchers.

Aktuell drei Fälle in der Krummhörn

Im Landkreis Aurich galten am Freitag 84 Menschen als infiziert, seit Beginn der Corona-Krise wurden 341 Infektionen verzeichnet. In der Gemeinde Krummhörn lagen die bestätigten aktiven Fälle am Freitag bei drei, in Norden bei 24.

Die Maskenpflicht für den Ortskern sei laut Baumann „mit großen Teilen des Gemeinderates abgestimmt“. Auch die Ortsvorsteher seien informiert worden. Welche Befugnisse der engagierte Ordnungsdienst haben wird, solle noch mit dem Ordnungsamt abgestimmt werden.

Die Krummhörner Touristiker stehen der Ankündigung positiv gegenüber. „Bei den derzeitlich ansteigenden Infektionszahlen sind weitere Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit sicherlich zu begrüßen“, so Ludger Kalkhoff, Geschäftsführer der Touristik GmbH Krummhörn-Greetsiel auf unsere Nachfrage. Wie viele Gäste am Wochenende in Greetsiel erwartet werden oder sich bereits dort aufhalten, konnte von Kalkhoff nicht genau beziffert werden. „Aufgrund der Herbstferien rechnen wir aber sicherlich mit einer entsprechend großen Anzahl an Gästen, die auch Greetsiel besuchen werden.“ Hinzu komme, dass sich wegen der „derzeitlichen Belegungssituation in Ostfriesland“ auch zahlreiche Tagesgäste aus der Region in Greetsiel aufhalten würden.

Reaktionen in Sozialen Netzwerken

Die Maskenpflicht in Greetsiel stieß auf Facebook bei vielen Kommentatoren auf Zustimmung. „Ich find es gut“, schreibt die Pilsumerin Sabrina Heppner, die in Greetsiel arbeitet. Ihrer Erfahrung nach sei der notwendige Abstand „teilweise absolut nicht zu gewährleisten“. Auch Ilka Wöller begrüßte die Entscheidung: „Endlich! Das war auch bitter nötig! So überfüllt wie es oft die letzten Monate war, war dies längst überfällig.“ Anja Preuß sieht es vor allem als Maßnahme für die Greetsieler: „Die Maßnahme dient dem Schutz der Bevölkerung und Greetsiel besteht nicht nur aus Touristen, da wohnen auch Einheimische und unser Gesundheitswesen, sprich Krankenhäuser, haben hier oben leider nur eine kleine Aufnahmekapazität“. Auch der Düsseldorfer Werner Wegener hat nichts gegen die Maskenpflicht im Ortskern: „Wir haben eine Ferienwohnung in Greetsiel und sind über Weihnachten dort. Im Ortskern und zudem noch im Winter finden wir es nicht schlimm, eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen. Im Sommer wäre das bei höheren Temperaturen nicht so angenehm.“ Aber ob angenehm oder nicht, er trage „selbstverständlich“ überall da eine Maske, wo eine getragen werden müsse.

Andreas (von links), Alexander und Annette Zimmermann finden eine Maskenpflicht im Ortskern in Ordnung. Bild: Wagenaar
Andreas (von links), Alexander und Annette Zimmermann finden eine Maskenpflicht im Ortskern in Ordnung. Bild: Wagenaar
Auch vor Ort wird die neue Verordnung recht entspannt gesehen. Andreas, Alexander und Annette Zimmermann aus Essen finden es prinzipiell in Ordnung, dass es in Greetsiel eine Maskenpflicht geben soll. „Es ist zwar ärgerlich bei der Atmung, aber wir akzeptieren das“, meinten sie. Eine Frau mit zwei Kindern die Ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, meinte, wenn es eng auf der Straße werde, sei es legitim, dass eine Maske getragen wird. „Wir haben die Masken immer dabei und die kommt auf wenn’s eng wird, wie vorhin als wir beim Pilsumer Leuchtturm waren.“ Lutz und Beate Müller sagten: „Wenn es sein muss, ist es okay, dass hier eine Maskenpflicht kommt. Sie tut ja nicht weh. Außerdem ist die Maske das kleinere Übel im Gegensatz zu einer Infektion.“

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