Neubau in Hinte Sporthalle bekommt Duschen für mehr als zwei Geschlechter

Claus Hock
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Von Claus Hock
| 26.05.2023 06:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Wird grundlegend saniert: die Dreifeld-Turnhalle in Hinte. Foto: Archiv
Wird grundlegend saniert: die Dreifeld-Turnhalle in Hinte. Foto: Archiv
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Es ist eine Neuerung: Das neue Sportbegegnungszentrum in Hinte, das aus der Dreifachhalle entsteht, bekommt auch Toiletten für „divers“. Die Anregung dazu kam aus den Schulen.

Hinte - Es ist ein kleines Detail, welches aber dennoch zeigt, wie sehr sich auch gesellschaftliche Ansprüche geändert haben: Nach der aufwendigen Sanierung und Umwandlung der Dreifeld-Turnhalle in Hinte wird es im neuen Sportbegegnungszentrum auch eine Änderung bei den Duschen geben. So soll es künftig welche für männlich, weiblich und divers geben. Das sagte Norbert Dubbels von der Gemeindeverwaltung jüngst bei der Vorstellung der Pläne.

Die Dreifeld-Turnhalle soll für rund 4,5 Millionen Euro umfangreich saniert werden. Dabei geht es vor allem um mehr Nachhaltigkeit, mehr Platz für Gäste, einen neuen Anbau und um Barrierefreiheit. Es geht aber auch um die Wünsche der Nutzer. Und so kam auch die dritte Duschen-Kategorie zustande.

Wunsch aus der Schülerschaft

Laut Dubbels sei der Bedarf an einer entsprechenden Duschgelegenheit seitens der Schülerschaft an die Gemeinde herangetragen worden. Dabei handelt es sich auch nicht um Gruppen-, sondern um Einzelduschen. Entsprechend ist die gewählte Bezeichnung divers wohl auch nicht so zu verstehen, dass die Dusche nur von Menschen mit entsprechendem Geschlechtseintrag im Personalausweis zu nutzen ist. Sondern viel mehr von all den Menschen, die sich nicht als männlich oder weiblich definieren oder für trans-identitäre Menschen.

Gerade für Trans-Personen, deren Geschlechtsanpassung (Transition) noch nicht abgeschlossen ist, bedarf es geschützter Räume. Das bestätigt auf Anfrage Janik Daniels, ehrenamtlicher Leiter des Schulprojektes „Schlau Ostfriesland“. Das Projekt informiert an Schulen und im Bereich der Jugendbildung über die Vielfalt von Lebensweisen, insbesondere von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans-Personen. Oft seien Trans-Personen von Dysphorie, genauer Geschlechtsdysphorie betroffen. „In Bezug auf Menschen, die transgeschlechtlich sind, bedeutet Geschlechtsdysphorie also, dass eine Person immensen Stress empfindet, weil ihre angeborene Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. So können Transmänner und Transfrauen unter Geschlechtsdysphorie leiden, aber auch nicht-binäre Menschen können diese Erfahrung machen.“ So definiert es das Deutsche Institut für Sozialwirtschaft.

Bisher keine weiteren Beispiele bekannt

Entsprechend sei es sehr zu begrüßen, wenn entsprechende geschützte Räume auch in Sporthallen geschaffen werden. „Ich gehe davon aus, dass dies in Zukunft auch häufiger der Fall sein wird“, so Daniels. Wichtig sei, das betont Timo Rabenstein vom Life-Point in Emden, dass solche Entwicklungen auch beispielsweise an Schulen entsprechend begleitet werden. „Einfach nur die Räume zu schaffen, dass reicht aktuell noch nicht.“

Hinte scheint aber insgesamt ein Vorreiter in diesem Bereich zu sein: Andere Beispiele für entsprechende Duschen waren weder Daniels noch Rabenstein bekannt. Uni-Sex-Toiletten gibt es hingegen bereits in verschiedenen Gebäuden. 2020 wurde laut Landkreis Aurich beispielsweise eine Unisex-Toilette in der Conerusschule/BBS Norden eingerichtet. „Im Gymnasium Ulricianum Aurich gibt es gleichfalls bereits seit mehreren Jahren ein Unisex-WC“, heißt es auf Anfrage.

Barrierefreiheit und regenerative Energien

Die Umgestaltung der Dreifachhalle in Hinte geht aber natürlich über die Duschen hinaus. So soll die Halle künftig mit einer Wärmepumpe statt mit Gas beheizt werden. Die Nutzung der Dachflächen für regenerative Energien und eine neue Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung stehen ebenfalls auf dem Plan. Die Gemeindeverwaltung würde gerne ein Effizienzgebäude der Stufe 70 erreichen.

Ferner sollen Sporthalle und vor allem auch die Zuschauerbereiche barrierefrei gestaltet werden. In einem neuen Anbau soll ein größerer Empfangsbereich geschaffen werden. Dieser soll schnell so umgebaut werden können, dass hier auch Sitzungen und Versammlungen stattfinden können. Zudem werden Raumnutzung und -verteilung überarbeitet und an die gestiegenen Anforderungen angepasst. Der Umbau wird mit rund 3,4 Millionen Euro vom Bund gefördert.

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