Gebäude sind marode Kreis Wittmund investiert Millionen in Schulen

Manfred Hochmann
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Von Manfred Hochmann
| 15.05.2023 14:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Ein Teil der BBS Wittmund ist nicht mehr sanierungsfähig. Foto: Hochmann
Ein Teil der BBS Wittmund ist nicht mehr sanierungsfähig. Foto: Hochmann
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Es gibt einen Investitionsstau in zweistelliger Millionenhöhe. Um diesen bewältigen zu können, holt sich die Wittmunder Kreisverwaltung erstmals einen privaten Partner ins Boot.

Wittmund - Der bauliche Zustand vieler Schulen in Deutschland ist verheerend. Kaputte Fenster, Schimmel, rissige Wände, undichte Fenster – so etwas gibt es auch im Landkreis Wittmund. Ein Teil der Berufsbildenden Schule in der Kreisstadt etwa ist seit Jahren in so einem schlechten Zustand, dass der Kreistag beschlossen hat, ein neues Gebäude zu bauen. Bis es fertig ist, kann es aber noch einige Zeit dauern. Immerhin ist der Landkreis bei den Planungen jetzt einen Schritt weitergekommen. Auch andere Schulen müssen saniert werden. Obwohl der Landkreis in den zurückliegenden Jahren schon sehr viel Geld für die Bildungsstätten ausgegeben hat, gibt es einen Investitionsstau in zweistelliger Millionenhöhe.

Der marode Teil der Berufsbildenden Schule in Wittmund ist nicht mehr sanierungsfähig; dieser Neubau allein wird rund 30 Millionen Euro verschlingen. Der Landkreis geht dafür erstmals eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP-Modell) ein, auch wegen der Komplexität des Vorhabens. Beim BBS-Bau übernimmt die Beratungsgesellschaft für Behörden aus Berlin als privater Partner den schlüsselfertigen Bau, die Planung und Finanzierung der neuen Berufsschule.

Bezahlt wird, wenn alles fertig ist

Der Landkreis legt damit das gesamte Projekt in die private Hand und möchte auf diese Weise auch das eigene Personal entlasten. Und er muss zunächst den strapazierten Haushalt nicht sofort belasten. Denn bezahlt wird erst, wenn alles fertig ist. Auch dann soll nicht alles auf einen Schlag bezahlt werden, sondern per jährlichem Abtrag. Zunächst von rund zwei Millionen Euro. Diese Summe soll aber wohl im Laufe der Jahre sinken. Die Laufzeit der Zahlungen ist mit 30 Jahren angegeben. Die Zahlungen umfassen laut Kreisverwaltung neben den Bau- und Planungskosten auch die Zinsen und Wartungskosten für das Gebäude. Die Beratungsgesellschaft für Behörden (VBD, das steht für: Vergabe, Beratung und Dienstleistung im öffentlichen Bereich) ist vor wenigen Tagen nun auch mit der juristischen Beratung des Landkreises beauftragt worden und wird ein komplexes Vertragswerk aufsetzen. „Es gibt bei solch riesigen Projekten etliche Bauvorschriften, da muss sehr viel vorher geklärt werden“, sagt Peter Wilken, Fachbereichsleiter bei der Kreisbehörde.

Der Schüler Jonathan steht am Eingangszaum zur Kooperativen Gesamtschule (KGS). Im Hintergrund ist der Teil der Schule, der saniert werden muss. Foto: Hochmann
Der Schüler Jonathan steht am Eingangszaum zur Kooperativen Gesamtschule (KGS). Im Hintergrund ist der Teil der Schule, der saniert werden muss. Foto: Hochmann

Man wolle nun erste Erfahrungen mit dem ÖPP-Modell sammeln. Die VBD wird sich im Auftrag des Landkreises jetzt um alles kümmern, will nun die europaweite Ausschreibung der Arbeiten für die BBS auf den Weg bringen und dann die Arbeiten begleiten. Alles aus einem Guss. Wann die Bauarbeiten an der BBS beginnen, ist allerdings noch ungewiss.

Weitere Projekte in Eigenregie

In Eigenregie, also ohne Partner, will der Landkreis weitere, „kleinere“ Projekte im Bildungsbereich umsetzen. Der BBS-Standort Esens, der lange Zeit sogar zur Disposition stand, soll teilweise saniert und gestärkt werden. An dem Standort befindet sich unter anderem die Fachschule Sozialpädagogik. Neue Fachräume, Hauswirtschaftsküche und auch eine Cafeteria/Kiosk sollen entstehen. Hier nimmt der Landkreis nach jetzigem Stand rund drei Millionen Euro in die Hand. Geplant ist ein Erweiterungsbau im hinteren Bereich der Schule. Die Ausschreibung für diese Arbeiten ist jetzt angelaufen.

Auch der Zustand einiger Teile der Kooperativen Gesamtschule (KGS), Alexander-von-Humboldt-Schule, ist bedenklich. Der Osttrakt des Gebäudes II wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt; danach wird der Westtrakt grundsaniert. Ursprünglich war man hier von rund 8,4 Millionen Euro an Gesamtkosten ausgegangen. Doch inzwischen werden sie allein für den Neubau des Osttraktes mit etwa 9,73 Millionen Euro beziffert – dabei fehlen noch die Baunebenkosten. Trotz dieser Unwägbarkeiten will der Landkreis an der Schulsanierung festhalten Wilken: „Wünschenswert wäre, wenn im nächsten Jahr dort anfangen können.“

Neuer Kunstrasenplatz geplant

Die Grund- und Oberschule auf Spiekeroog soll ebenfalls saniert und erweitert werden, unter anderem, um die Mittagsverpflegung im Ganztagsbetrieb sicherzustellen. Die Kosten sind mit 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Gemeinde Spiekeroog plant, über dem Erweiterungsbau noch Wohnungen zu errichten. So will sie der Wohnraumknappheit auf der Insel entgegenwirken. Hierfür müssen zusätzlich 2,7 Millionen Euro einkalkuliert werden, die dem Landkreis von der Gemeinde erstattet werden.

Die Sportstättensanierung des Landkreises nimmt in diesem Jahr in Friedeburg ihre letzte Hürde. Hier entstehen unter anderem ein neuer Kunstrasenplatz, zwei Kleinspielflächen für Kinderfußball, Multifunktionsflächen; ebenso wird die Flutlichtanlage erneuert. Kosten insgesamt: 3,2 Millionen Euro. Sämtliche Baumaßnahmen will der Landkreis Wittmund mit Eigenmitteln umsetzen. Lediglich für die Sportstättensanierung in Friedeburg gibt es einen Bundeszuschuss von 1,44 Millionen Euro.

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